Wandern zwischen Leben und Tod
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Ohne Titel Video 4:39min, 2014
2011 starb mein Vater an Leberkrebs. Diese Erfahrung hat mich sehr geprägt. Nach seinem Tod fühlte ich mich sehr traurig, schuldig und leer und konnte meine Arbeit nicht fortsetzen. Ich brauchte einen Neustart.
Ich bin nach Deutschland gezogen und habe diese Arbeiten begonnen, in denen ich mich mit dem Tod beschäftige. Eines Tages fand ich eine Metapher des Lebens in der runden Form der kohlensäurehaltigen Vitamine, die ich zu mir nahm, und wie sie schmolzen und verschwanden. Ich baute ein Haus aus pulverisiertem Vitamin und warf es ins Wasser. Ich habe eine Szene gedreht, in der das Haus dahinschmolz.
Fritz-Riedel-Straße Berlin, Video 22:11 min, 2014
Damals hatte mein Vater Geburtstag. Ich wollte den Tag feiern, also malte ich sein Gesicht mit Wasser auf eine Straße. Es war zu heiß, um sein Gesicht fertig zu zeichnen, weil das Wasser zu schnell verdunstete. Etwa zwei Stunden lang habe ich versucht, perfekt zu malen, aber es gelang mir nicht. Ich war erschöpft und es war traurig. Am Ende habe ich das Malen aufgegeben. Durch diese Aktion konnte ich verstehen, dass mein Vater nicht mehr existiert und ich nichts mehr tun kann, um diese Situation zu ändern.
Das äußere Haus ist fest, aber das zerstörte Haus ist innen versteckt.
Nichts in der gegenständlichen Welt ist so sicher und stabil wie es scheint. Wir sollten nichts als selbstverständlich ansehen, nichts ist für immer im Leben wie auch in der Kunst. Min Kim thematisiert in ihren aktuellen Arbeiten die Unvorhersehbarkeit vom Leben und Tod. Die Künstlerin formt ziegelartige Blöcke aus Vitamin C Tabletten und baut aus diesen Stadtlandschaften, wie Kinder aus Sand Burgen bauen. Duch den Kontakt mit Wasser beginnt das Vitamin C sich aufzulösen, dabei ensteht eine Art Schaum aus kleinen Luftblasen; diese zerplatzen unerwartend und unaufhaltsam, wie Ereignisse im Leben. Die schaumige Masse wird in den Abfluss gespült, gelangt in die Kanalisation.
Auf dem Boden bleiben nur kleine, sprudelige Blasenreste des Vitamin C übrig. Genauso wie unsere toten Hautschuppen beim Baden. Auf der einen Seite, bezieht sich Kim auf die Gesundheitsvorsorge für ein langes und glückliches Leben und auf der anderen, auf den Vanitas Gedanken, die Methapher homo bulla – der Mensch ist ein Blase.
Der Kreislauf von Leben und Tod wird als konstante Transformation von lebender zu toter und toter zu lebender Materie beschrieben. Übrig bleibt ein Nachdenken über Sterblichkeit, Endlichkeit. Durch den Tod einer Kim nahstehenden Person, ist auch dieses kurzlebige Kunstwerk entstanden-was schlussendlich bleibt, sind nur Erinnerungen.
-Elina Ije