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Das Ergebnis wurde in Passfotogröße ausgedruckt.
Die 22 ausgewählten Passbilder und die dazugehörige Videoarbeit wurden auf der Gruppenausstellung „Framing Identity.
Der fotografische Blick der Generation Y“, eine Ausstellung des Museum für Photographie in der halle 267 in Braunschweig im Januar und Februar 2020 gezeigt. Kuratiert von Anne Wriedt und Franziska Habelt. Die Wände wurden mit der Trendycolor 2020 Cassis gestrichen.
_Episode
Ein Passfoto ist sehr klein und soll mich als überall identifizierbare Person darstellen. Jedes Jahr, wenn ich mein Visum bei der Ausländerbehörde verlängere, muss ich ein neues Passfoto von mir machen. Der Beamte prüft sehr genau, ob das Bild zu meinem
Aussehen passt. Mit den seltsamen und abnormen Gesichtern als Passfotos wollte ich eine ironische Situation zeigen, wie man mit einem kleinen Bild die Existenz einer Person beweisen kann.
Ich versuchte bei der Ausländerbehörde, ob ich mein Visum mit meinem Passfoto aus dem Projekt verlängern könnte. Das Foto wurde jedoch (vermutlich natürlich) abgelehnt und ich musste meine Aufenthaltsbescheinigung mit meinem „normalen“ Ausweisfoto verlängern lassen.
Installationsansicht „Framing Identity. Der fotografische Blick der Generation Y“,
Museum für Photographie Braunschweig, halle267, 2020
Museum für Photographie Braunschweig, halle267, 2020
Obwohl Min Kims Passbilder auf den ersten Blick das Raster gängiger Reisepässe oder Ausweise erfüllen, ist es unmöglich, sich mit einem ihrer Bilder auszuweisen. Die jungen Menschen der Generation Y, die sie für ihre Arbeit „Eine abstrakte Aktion für Schönheit“ porträtiert hat, tragen ein auffälliges Make-Up, das ihre Gesichtergrell, ja beinahe clownesque wirken lässt. Dieses Make-Up trugen die jungen Männer und Frauen während des Hüpfens auf einem Trampolin selbst auf. Der konzentrierte Akt des Schminkens wurde somit zur Unmöglichkeit.
Als eine der ältesten sozialen Praktiken dient das Schminken der Betonung der persönlichen Attraktivität und dem Kaschieren von Makeln. Die Arbeit kann zum einen als kritische Anspielung auf gesellschaftliche Schönheitsideale verstanden werden, die vor allem Frauen betreffen, denn die grell geschminkten Männerporträts spielen mit der Irritation der Betrachtenden. Zum anderen wird hier deutlich, dass beim Passbild Identität mit Ähnlichkeit gleichgesetzt wird. Damit kann auch der Zweck des Passbildes hinterfragt werden, das im 19. Jahrhundert von Beginn an sachlich und nüchtern war und seitdem vor allem in sicherheitstechnischen, kriminalistischen und forensischen Kontexten eingesetzt wird. Als Teil von biometrischen Erkennungsverfahren dient es heute der Vermeidung von Identitätsdiebstahl.
- Anne Wriedt, Kuratorin der Ausstellung „Framing Identity. Der fotografische Blick der Generation Y“, Museum für Photographie Braunschweig, 2020