Gedanken über das Falten.





Gedanken über das Falten.

Wenn ich eine Lesepause bei einem Buch mache, habe ich die Angewohnheit, die Seiten schräg zu falten.
Die Falte trennt die Wörter an einer scharfen Grenze.
Die Sätze überlappen sich und bewegen sich voneinander weg.

Die Grenze ist wie bei mir und den Leuten, die ich auf der Straße getroffen habe, in dem Moment, in dem wir miteinander gesprochen haben.

In diesem Moment ist mein Kunstwerk nur ein Medium, das mich im Gespräch mit einer anderen Person verbindet.

Ich treffe mich mit jemandem und rede. Aber es gibt immer Grenzen im Gespräch. Man ist sich fremd. Es gibt unvollkommene oder unerwartete Gespräche, in denen es Momente gibt, die Narben, Fragen und Spuren hinterlassen. Jeder Moment wird Politik.

Wenn ich ein bedrucktes Papier, das ich mit diesen Arbeiten gemacht habe, falte, überlappen sich die flachen Papierblätter und bewegen sich dann voneinander weg, um eine dreidimensionale Form zu bilden. Wie damals, als wir uns für kurze Zeit wie eine diagonale Linie begegneten und uns dann bald entfernten.

Aber es gab eine Zeit, in der wir versuchten, einander zu verstehen.

Ich öffne das zusammengeklappte Buch und denke, dass die Erinnerungen, die ich wieder geöffnet habe, eine andere Bedeutung als damals haben.

Meine Seiten sind voll mit den Fragen, die gestern noch richtig waren und heute schon falsch sein können.

(Inspiriert durch das Werk 'Zu falten' des Dichters Sangjin Kwon)