Leerraum




raum on demand
Alte Münze Berlin
29.08 - 03.09.2022













Leerraum

Mik Nim fiel eine Erinnerung ein, als sie den raum on demand zum ersten Mal sah:
Mik Nim und Younghwan pendelten oft zwischen Berlin und Braunschweig. Züge waren damals für Mik und Younghwan zu teuer, also nahmen sie einen günstigen Flixbus für 9,99 Euro. Aber der Bus kam oft zu spät, und das Schwierigste war, dass sie nicht wussten, wie viel zu spät der Bus kommen würde. Es war Winter und sehr kalt und der Bus hatte wieder Verspätung. An der Bushaltestelle gab es keinen Platz zum Sitzen. Ihnen war zu kalt, um ein paar Stunden draußen zu warten. Neben der Bushaltestelle gab es einen Kaffeeautomaten in einem kleinen Busfahrkartenschalter. Sie beschlossen, dort hineinzugehen, Kaffee zu trinken und dieses hoffnungslose Warten zu ertragen. - Natürlich dachten Sie, dass dies ein Warteraum für Fahrgäste sei. Sie fragten einen Angestellten dort, ob Sie wüssten, wann der Bus kommt. Der alte Mann antwortete sehr unfreundlich, dass er es nicht wisse. Vielleicht haben ihm viele Fahrgäste in der Wartezeit dieselbe Frage gestellt. Jedenfalls sagte er sehr knallhart. "Ich bin nicht derjenige, der Businformationen gibt. Ich bin Busticketverkäufer. Und das ist kein Wartezimmer. Wenn Sie hier kein Busticket kaufen wollen, gehen Sie raus."
Als Mik das hörte, war sie etwas verdutzt. Sie dachte, er sei ein Mitarbeiter der Firma Flixbus, und woher soll man wissen, dass er die Information über die Verspätung des Busses nicht kennt. Außerdem war es so kalt - sollte mensch da nicht im Warmen sein? Also fragte MiK zurück: "Wer kommt heutzutage hierher, um Tickets zu kaufen? Alle kaufen das Ticket online."
"Dann werde ich arbeitslos!" schrie er und ich entschuldigte mich sofort.
Dieses Erlebnis mag wie eine lustige Episode klingen, aber in Corona-Zeiten denkt Mik manchmal an diesen alten Mann. Vielleicht hat er wirklich seinen Job verloren. Tatsächlich wurden viele Arbeitsplätze weltweit bis dato durch Maschinen ersetzt. Und scheint die Welt inzwischen wieder etwas mehr zu sein, wie sie vor Corona war, so sind doch die Leute, die da waren, wo sie sein sollten, verschwunden.
Bemerken wir das überhaupt?
Für raum on demand arbeitet MIK NIM über "Existenz und Nichtexistenz" und Younghwan zeigt "Innen und Außen“.
MIK NIM tapezierte den raum als Alphakanal um und verwandelte ihn damit in einen nicht existierenden Ort.
Der Alphakanal ist ein zusätzlicher Kanal, der in Rastergrafiken die Durchsichtigkeit der einzelnen Pixel (Bildpunkte) speichert: „leer”, „nichts“. Es muss etwas bestehen, um anzuzeigen, dass etwas nicht vorhanden ist.
Die Umtapezierung verwandelt den Raum in einen nicht existierenden "raumlosen" Raum und überlässt das Publikum der Vorstellung, dass dieser Raum nicht existiert.
Younghwans „Painting the Wall“ maßt den regulären Anstrich des raum on demand auf ein 122 Mal gestrichenes 40X60cm Stück weißer Wand auf. Dieser Akt ist auch der Anfang und das Ende der Verwandlung eines leeren Raumes in eine neue Ausstellungssituation.Es ist, als ob MIK NIMs leerer Raum zu einer einzigen dünnen Platte wird und die Arbeiten des jeweils anderen aufeinander reagiert und funktioniert.
Zusätzlich streute MIK Waschmittel in den Raum. Das Publikum kann es von außen durch das geöffnete Schalterfenster riechen. Es versinnbildlicht, dass "Geruch" unsichtbar ist, aber "da ist". Obendrein wurde das mit Zement nachgebildete Loch achtlos liegen gelassen, als gäbe es keine weitere Kommunikation.
Die Bilder and der linken Wand sind eine Performance von Younghwan, die versucht, in einer begrenzten Situation etwas zu bewirken. Ein umgestülpter Fußball deutet an, dass jede Situation umgedreht wird.



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