Projekt : Schönheit Natur Mensch und Stadt 





... Für alle Dinge, die unsicher sind und wandern.






Auszüge aus Gesprächen mit Passanten//

A: Hey, was soll das darstellen?
M: Das Thema ist Schönheit und Natürlichkeit und künstliche Dinge. Ich würde Sie gerne fragen: Was ist für Sie Schönheit?
A: Aber es ist definitiv künstlich.
M: Genau, das ist ein Fakebaum.
A: Schönheit ist individuell.
M: Empfinden Sie Bremen als schön?
A: Ja!
M: Warum?
A: Bremen hat viel Natur.
M: Natur ist für Sie Schönheit.
A: Ja, auf jeden Fall. Ich wohn hier im Viertel, wir haben hier die Weser, den Wall, das ist wichtig, dieses Grüne in der Stadt. Wir haben Alles, wir haben auch Seen in Bremen. Wir haben viel in Bremen. Ich wohne jetzt seit 24 Jahren hier. Ich bin dreimal weggezogen, aber immer wieder herge- kommen?
M: Und warum?
A: Eben, wegen Bremen!

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A: Hallo, wir dachten, da ist eine Figur drunter, ein Mensch, der läuft selber.
M: Haha, ich frage mit meiner Kunst, was für den Menschen Schönheit bedeutet.
B: Was Schönheit bedeutet? Sehr viel!
M: Ich finde, hier ist sehr schön am Fluss.
B: Ja, aber nur hier im Innenstadtbereich, manchmal ist es auch ganz hässlich.
A: Ja, da ist es hässlich zum Beispiel (zeigt auf einen Bereich), da diese Bauten, dieses Hochhaus, oder dieses Hochhaus.
B: Aber die Innenstadt ist schön.
A: Am Rande ist es hässlich.
M: Und warum finden Sie es hässlich? Gibt es dort viele Baustellen? Oder viele Neubauten?
A: Ne, es ist keine schöne Stadt. Es war ja viel kaputt im Krieg.
B: Es ist keine schöne Architektur. Also wie gesagt, solche Klötze wie da (zeigt auf ein Gebäude) und das haben wir am
Breitenweg zum Beispiel, mit der Hochstraße da, das ist hässlich. Und am Bahnhof.
A: Ja, am Bahnhof da entlang.
B: Der Bahnhof selber ist nicht hässlich, nur drumherum.
A: Da war alles kaputt, es war ja im Krieg alles zerstört und es wurde nicht schön wieder aufgebaut. Am besten gucken Sie sich nur das Schöne an.

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A: Als ihr eben die ganze Zeit vor uns hergelaufen seid, war ich die ganze Zeit am überlegen: Was ist das? Was verbir sich darunter? Oder hinten, was ist auf der anderen Seite, ist dort ein Gesicht, ist da eine Person? Das ist unheimlich interessant, wenn man das sieht und die verschiedenen Vor- stellungen die man sich dann macht. Was steckt dahinter? Was ist das? Das finde ich klasse!
B: Und wie hast du die Inspiration bekommen?
M: Haha, Dankeschön! Mich hat die Form des Buchsbaums inspi- riert und ich habe mit Fake Haaren gearbeitet. Die Form des Buchsbaums ist eine sehr künstliche, zurechtgeschnitten, eine artifizierte Natur. Und ich beschäftige mich mit Schönheit. Wohnen Sie hier?
C: Nein.
M: Woher kommen Sie?
A: Aus Richtung Osnabrück, also auch aus Niedersachsen. M: Was denken Sie bezüglich Schönheit und einer Stadt?
B: Ah, es geht darum, wie wir da Schönheit in der Stadt definieren?
C: Oh. Das ist schwierig.
D: Das ist ja schwierig, weil da jeder glaube ich eine andere Sicht drauf hat auf Schönheit. Der eine findet das was der andere hässlich findet schön und der andere sagt; Ich find das schön.
A: Ich finde bei uns zum Beispiel ist viel Wald und viel Park.
B: Viel Park, viel Wasser...
A: Das würde ich jetzt,...
C: Das würden wir jetzt als schön definieren.
B: Was ich an meinem Zuhause schön finde ist die Kleinstadt, die Ruhe, es ist anders als Bremen, die ja eine Großstadt ist.
M: Viele Menschen empfinden ihre eigene Stadt als nicht schön, Braunschweig zum Beispiel empfinde ich als eher konservativ. Von Berlin wird gesagt, dass es viele schön finden und Wolfsburg zählt zu den hässlichsten Städten in Deutschland.
B: Echt?
C: Echt? Ich dachte, immer Frankfurt. (Alle lachen)
M: Haha, noch andere Perspektive.
A: Manche mögen die Stille nicht, die mögen einfach den Krach in der Großstadt, weil sie aufgewachsen sind in der Großstadt und das kennen und ich könnts mir nicht vorstellen in der Großstadt zu leben.
A: Da könnten wir zum Beispiel sagen... Ich mag Bielefeld nicht.
B: Ne. Also Bielefeld ist für mich überhaupt, ne..! Wenn man so danach geht, dann...
A: Also wir haben gerade festgestellt, Bremen, die Schönheit hier, also die kleinen Gassen, das Wasser.
B: Das ist super toll!
M: Woher denken Sie kommt dieses Gefühl?
C: Also diese Böttchergasse, hier sind alles so kleine urige Häuser, es kommt gleich ein heimeliges Gefühl auf.
A: Bei mir ist immer alles schön, was mit Wasser zu tun hat.
B: Ich finde es gut, wenn es morgens hell wird und es ist Leben draußen. Das ist für mich schön.

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A: Ich dachte mir schon, dass das irgendetwas mit Kunst ist.
M: Ja genau. Das Thema ist, was ist Schönheit? Was ist für Sie Schönheit? Viele Leute haben geantwortet “Natur”, etwas natürliches ist schön. Damit setze ich mich auseinander und ich habe einen Fake Baum gemacht.
A: Ah, das ist ein Baum, ich habe gedacht, es wäre eine Ganzkörperperrücke. Wie so ein Rock unten, also man zieht die
Perrücke über sich, aber als Baum ist es natürlich auch erkennbar. Es hat ja jeder was anderes beim Betrachten von Kunst im Sinn.
M: Ja. Wohnen Sie hier?
A: Nein, ich komme aus Südhessen.
M: Achso, haben sie eine touristische Reise hierher unternommen?
A: Ja, eine Städtereise nach Bremen.
M: Warum kommen Sie hierher und haben sich für Bremen entschieden?
A: Wir waren im November in Hamburg und haben uns gedacht, okay, Bremen ist auch eine Stadt mit viel Wasser und Wasser ist immer etwas tolles.
B: Ich war einmal vor 15 Jahren in Bremen und dann haben wir gesagt, okay, dann fahren wir jetzt nach Bremen. Ich finde es hier sehr schön. Ich denke jede Stadt hat ihre schönen Seiten, manchmal sind es halt kleine Stellen und viele kennen diese auch nicht und nur wenn man da wohnt, dann kennt man diese.
A: Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Wenn man zum Beispiel einen Lebenspartner hat und man findet ihn schön, kein anderer empfindet ihn so, so ist das mit Schönheit.
B: Na dann, viel Erfolg in Ihrem weiteren Leben mit der Kunst!

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A: Ich habe die Skulptur aus der Ferne gesehen und habe mich dann gefragt, Was ist das? Ich habe sie beobachtet
und gedacht‚ Was wird damit gemacht? Ist da jemand drin? Haha, ich finde, das ist toll!
M: Dankeschön. Ich würde Sie gern fragen, was wir für eine schönere Innenstadt brauchen.
B: Es wäre besser, wenn es mehr Blumen, mehr Bäume, mehr Grün gäbe. Mehr Sitzplätze, mehr Bänke. Hier gibt es zwar ein paar Bänke, aber wegen Corona, sind sie blockiert! Das kann man aber nicht ändern.
A: Ich finde, das ist ganz toll! Ja, wir brauchen mehr Kunst, definitiv. Machen Sie weiter, alles Gute!





M: Finden Sie die Innenstadt von Hannover schön?
A: Ja, Hannover ist schön! Schöne Fußgängerzone, schöne Frau...
(Alle lachen.) Sind Sie verheiratet?
M: Was denken Sie?
A: Weiß nicht! Wenn Sie Lust haben, können wir beide heiraten.
M: Ha.Ha! Sind Sie nicht verheiratet?
A: Nein, nein, ich habe auf dich gewartet. ... Hahaha! Das ist nur Spaß!
B: Möchten Sie in Deutschland bleiben?
M: Ja, ich würde gerne in Deutschland bleiben und weiter an meiner Kunst arbeiten.
A: Ja, wenn Sie mich heiraten, dürfen Sie bleiben.
B: Jetzt denken Sie, dass Sie lieber zurück sollten.
M: Ja, ich sollte zurück. (nicht mehr lachen.)

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A: Ich komme aus Berlin und bin für meine Frau nach meiner Heirat vor 10 Jahren nach Hannover gekommen.
M: Gibt es einen Unterschied zwischen Berlin und Hannover?
A: Ich finde die Leute hier konservativer und irgendwie zurückhaltende.
M: Oh, echt? Aber sind Sie hier zufrieden? Mit Ihrer Familie?
A: Ja, schon. (Alle lachen)

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A: Ich wohne außerhalb von Hannover, in der Natur... Ich versuche die Stadt immer zu vermeiden. Ich fahre jetzt schnell durch, zack zack, dann bin ich wieder weg. Ich bin kein Stadtmensch. Was finden die Leute nur hier? So künstliche Dinge, das macht unzufrieden, das macht krank.








M: Wussten Sie, dass Wolfsburg die hässlichste Stadt Deutschland sein soll?
A: Echt? Sehr interessant! Wo haben Sie das gefunden?
M: Ich habe in einem Magazin im Zug eine Umfrage dazu gelesen und auch bei YouTube konnte ich dazu Informationen finden. Ich musste über den Artikel lachen, denn ich erinnerte mich an meinen ersten Besuch in Wolfsburg. Damals kam ich für die Ausstellung eines Freundes in die Stadt und der Weg zur Ausstellungshalle war wirklich hässlich. Ich musste an einigen sehr ungewöhnlichen und architektonisch unschönen Gebäuden vorbei. Ich möchte nicht unfair sein wahrscheinlich lag es auch am Wetter: Es war dunkel und nass. Aber damals dachte ich mir: Dies ist die schlimmste deutsche Stadt, in der ich je gewesen bin. Als ich dann den Artikel gesehen habe, fand ich das sehr lustig und bedeutungsvoll. Ich fragte mich, was die Bürger*innen von Wolfsburg wohl über das Ergebnis denken und ob sie ihre Stadt selbst schön finden.
A: Dabei ist in Wolfsburg doch soviel Kunst. Ich finde Wolfsburg überhaupt nicht hässlich. Da ich auch aus der Kunst komme und auch sehr viel mit Kunst zu tun hab und ich auch sehr viel die schönen Seiten dieser Stadt sehe. Man darf ja nicht vergessen, Wolfsburg ist ne ganz junge Stadt.
M: Viele assoziieren vor allem “Autostadt” und VW.
A: In erster Linie, ja, das ist richtig. Weil es Volkswagen gibt, ist Wolfsburg ja auch nur entstanden, nur deswegen gibt es Wolfsburg.
M: Ich bin dabei ein Buch zu machen und gehe mit Leuten ins Gespräch.
A: Das ist ja interessant und wie haben die Leute darauf reagiert?
M: Die Menschen haben großes Interesse gezeigt, vor allem Kinder waren fasziniert.
A: Ist das für Sie schön?
M: Für mich? Ich finde ja. Aber mich interessiert, wie Menschen “Schönheit” umreißen.
A: Es ist ja unterschiedlich, es kommt immer ganz auf den Blickwinkel an. Ein älterer Mensch, ich, hat einen völlig anderen Blickwinkel oder findet etwas anderes schön. Aber wie gesagt, ich komme ja aus der Kunst, das ist ja klar, dass mir so etwas sofort auffällt. Ich hatte Sie schon von hinten gesehen und hatte mich gewundert, dass die Leute geguckt haben, aber keiner ist stehen geblieben, so jetzt wie ich und hat gefragt; Was ist das? Was wollt ihr damit?Das mit Wolfsburg als hässlichste Stadt, das habe ich jetzt mal im Hinterkopf, weil das finde ich jetzt natürlich so als Aufhängung für eine junge Künstlerin schon sehr spannend

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M: Hallo, ich bin Künstlerin und mein Arbeitsthema ist Schönheit. Ich habe einen Artikel über die hässlichste Stadt Deutschlands gesehen und den ersten Platz belegte Wolfsburg.
A: Wolfsburg?
M: Ja, finden Sie das richtig?
A: Ja, das ist richtig. Wo finden sich schöne Plätze? Ich bin dreißig Jahre da und habe keine Ahnung...Aber hier ist es sehr gut, eine sehr gute Adresse.
M: Arbeiten Sie auch bei VW?
A: Ne, meine Frau arbeitet und ich bin Rentner. Ich lebe seit 30 Jahren nur in Wolfsburg. Ich bin wegen dem Krieg in Jugoslawien hergekommen, ich bin Albaner. Ich bin mit zwei Kindern und meiner Frau gekommen, wir haben dann hier unsere Papiere bekommen.
M: Also sind sie plötzlich hergekommen?
A: Ja genau. Es war eine Aggression gewesen, wie momentan in der Ukraine. Was soll ich sagen, diese Welt ist verrückt!
Sie lassen die Menschen nicht leben wo sie sich ihr Leben  aufgebaut haben... 70 Jahre, oder 65 und verlassen dann ihre Heimat aber sie lassen sie einfach nicht in Ruhe. Dieser Präsident..! Wir sehen nur Blut, ein Mensch ist Mensch,
das wars, das ist alles. Leben und leben lassen! Schade, guck mal, beide Staaten, beide Seiten, in Russland und Ukraine oder Russland und hier!
M: Ja, stimmt. Die Welt ist verrückt. Schade...Es ist traurig, dass ich keine andere Wahl habe, als das zu sagen...ich komme aus Südkorea und habe in Seoul gewohnt, Seoul ist ja eine sehr große Stadt. Und ich hätte nie gedacht, mal in einer Kleinstadt zu wohnen.
A: Finger weg! Egal wo, in einer kleinen Stadt ist es besser als in einer Großstadt. Die Leute kennen sich untereinander. Sicher, das ist zu 100 Prozent meine Erfahrung.
M: Aber viele Junge Leute möchten in einer Großstadt wohnen und da arbeiten.
A: Ne! Oh, in Großstadt gibt es immer große Problemen. Ne...!

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M: Dein Vater oder deine Mutter arbeiten auch bei VW?
A: Ja, die arbeiten auch hier. Meine Schule ist auch in Wolfsburg und ich bin jetzt in der 6. Klasse.
M: Gefällt es dir in dieser Stadt?
A: Ja.
M: Was ist Schönheit für dich und wie denkst du darüber in Bezug zu Wolfsburg? Es hat laut einer Umfrage den ersten Platz als hässlichste Stadt belegt.
A: Ich hätte das jetzt nicht gesagt, weil ich wüsste nicht, welche die hässlichste ist, da ich auch noch nicht in ganz Deutschland war.
M: Ich weiß auch nicht so recht, was schön und was hässlich ist, deshalb rede ich mit den Leuten.
A: Ja, ich hatte mich die ganze Zeit gefragt, was das ist. Ich dachte, es wäre eine Frau von hinten mit ihren Haaren. Schönes Wochenende!

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A: Ihr Kunstwerk hat bestimmt viel Zeit in Anspruch genommen.
M: Ja, genau. Ich möchte Sie fragen,was für Sie Schönheit ist?
A: Ich mag individuelle Sachen, also individuelle Schönheit.
Es gibt Frauen, das ist jetzt nur ein Beispiel, die sehen alle gleich aus und das ist dann das Schönheitsideal.
Das empfinde ich aber nicht als schön, ich mag Menschen mit Wiedererkennungswert. Die etwas besonderes haben, zum Beispiel gibt es auch Dinge, die so hässlich sind, dass sie schon wieder schön sind. Sodass man trotzdem einfach hingucken möchte. Oder originelle Schönheit. Irgendwie hat alles seine eigene Schönheit.
M: Ich habe eine Umfrage in einem Magazin gesehen und da stand, Wolfsburg wäre die hässlichste Stadt in Deutschland.
A: Ja, ich komme aus Wolfsburg, ich bin 42 Jahre jetzt in Wolfsburg und ich denke darüber gemischt. Wolfsburg ist eine ganz junge Stadt und es gibt hier ganz viele verschiedene Baustile. Von 50er Jahre bis hin zu 2020, man sieht das ja. Dieser Baustil aus den 50ern ist meines Erachtens auch generell ein bisschen hässlich, das sind ja alles diese Plattenbauten, Flachdächer. Dann kam langsam wieder Charme dazu und jetzt kommen diese modernen Gebäude wieder dazu. In Wolfsburg gibt es von allem etwas. Viele sagen, Wolfsburg ist hässlich, weil Wolfsburg hat keine Altstadt, kann die Stadt aber auch gar nicht haben, weil sie ist gerade mal um die 80 Jahre alt.
M: Viele Leute haben gesagt, sie empfinden künstliche und neue Dinge als nicht schön.
A: In Wolfsburg versucht man dies zu vermischen, das sieht man zum Beispiel bei der “City-Galerie”, das Alte Postgebäude ist erhalten geblieben und die Gallerie ist drumherum gebaut worden. Man hat versucht, das Neue und Alte miteinander zu vermischen. Wolfsburg ist speziell, entweder man mag es, oder man mag es nicht. Ich mag Wolfsburg und ich wohne gerne hier. Es ist klein, man weiß wo alles ist, das hat seine Vorteile. Man kennt sich untereinander. Ich kann aber junge Leute verstehen, die hier zu wenig Möglichkeiten haben. Das komische ist, alle die aus Wolfsburg weggehen kommen irgenwann wieder. Von 100 Prozent die weggehen kommen geschätzte 90 Prozent irgendwann wieder.
M: Oh, echt? Das ist ja interessant. Immer zurück in die Heimat.
A: Das fällt mir hier dolle auf. Ich kenne jeden Baum hier, jede Ecke, jede Straße, es ist ein bisschen wie ein Dorf.




M: Was denken Sie über Schönheit und was für ein Gefühl haben Sie bezüglich Ihrer Stadt? Wie denken Sie über Wolfsburg?
A: Ich glaube die Leute empfinden dann immer etwas als schön, wenn es alt ist. Wenn alte Gebäude in der Stadt sind, Fachwerk und so etwas. Wenn es Cafés gibt und man rumschledern kann. Wenn Studenten da sind und kreative Leute.
B: Ja, kreative Leute, die auch etwas cooles machen.
A: Ich glaube, wenn eine Stadt ganz modern ist, dann neigen Leute dazu, das eher nicht so schön zu finden. Wenn es zu künstlich angelegt ist. Wenn Städte von alleine gewachsen sind, so natürlich. Vorher waren es Dörfer und dann sind sie zusammen gewachsen zu einer Stadt, dann finden Leute das gegebenenfalls schöner, als wenn jemand gesagt hat..
B: ...da kommt jetzt eine Stadt hin.
A: Oder wie in Wolfsburg aufgrund der Arbeit, da war das Werk und dann wurde da die Stadt hingebaut.
M: Für mich ist es so interessant, weil es in Südkorea keine Umfrage gibt, welches die schönste Stadt ist.
A: Ich war leider noch nie in Asien.
M: Seoul z.B. ist sehr kommpliziert, sehr modern aber aber auf der anderen Seite gibt es auch alte Gebaüde, also sehr gemischt.
A: Aber da würden dann auch Deutsche vielleicht eher sagen, ne finden sie nicht so schön. Weil sie z.B. Fachwerk dann vielleicht doch schöner finden. Könnte ich mir zumindest so vorstellen.

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M: Ich habe in einer Umfrage gesehen, dass Wolfsburg die hässlichste Stadt Deutschlands sein soll.
A: Ich finde Wolfsburg nicht hässlich, die Stadt besteht eigentlich durch VW, dem Phaeno, das Outlet-Center. Wirklich viel ist hier nicht in Wolfsburg. Das Stadion und Fußball sind natürlich auch bekannt. Wenn das nicht wäre, wäre Wolfsburg einfach nur eine Stadt. Sie wäre nicht so populär. Sie ist aber nicht hässlich. Es ist zum Beispiel schön am Mittellandkanal, dort kann man wandern und Fahrrad fahren.
M: Hier ist auch viel Kunst, ich bin während meines Studiums oft hierher gekommen. Woher kommt dieses Gefühl und wie kann man Schönheit festellen?
A: Ich glaube, das liegt bei einem jeden selbst. Wenn ich sage, dass finde ich schön oder ich finde Sie schön. Das empfinde ich ja selbst alleine als Mensch.
A: Sie sind uns gleich aufgefallen, wir wollten extra zurück wo Sie langgehen und sind umgedreht mit dem Fahrrad. Das ist ein tolles Kunstwerk.Was hat das denn für einen Hintergrund?
M: Es geht um Schönheit und Natürlichkeit, um Natur und es ist an einen Buchsbaum angelehnt.
A: Ach, sehr Schön.
M: Darf ich Sie fragen, sind Sie zufrieden in Braunschweig zu wohnen? Und was ist für Sie Schönheit.
A: Ja ich bin zufrieden hier zu wohnen. Für mich ist Schönheit alles was naturbelassen ist. Und bei den Menschen selber mag ich es natürlich. Das was man nach außen hin sieht, das sollte natürlich wirken. Schönheitsoperationen finde ich nicht schön, wenn ältere Leute zum Beispiel auf einmal keine Falten mehr haben, da stimmt dann etwas nicht. Die Natur gibt die Schönheit vor.
B: Schönheit kommt doch von innen.
A: Das auch! Aber das Gegenüber sieht ja nur das, was außen ist, der kann nicht in einen reingucken.
B: Stimmt, der sieht nur die Fassade.
A: Und danach wird der Mensch dann beurteilt. Wenn man den Menschen näher kennenlernt, lernt man auch sein Inneres zu schätzen. Da ändert sich dann auch wieder die Meinung.
B: Viele lassen es auch nicht zu, in sich hinein zu gucken. Jeder ist mit sich selbst beschäftigt.
M: Was finden Sie in Braunschweig als Stadt schön?
A: In unserer Stadt finde ich den Alten Bahnhof schön, auch die historischen Plätze und die Marktplätze.
B: Und der Stadtpark, also das Grüne das man um sich hat. Der Bürgerpark, also das Grüne, was der Stadt nahe ist.
A: Wir sind sehr zufrieden in Braunschweig zu wohnen.
B: Die Stadt ist etwas kleiner, aber auch nicht so klein. Man hat eine Stadt, man hat seine Geschäfte, aber es ist auch keine Großstadt. Man kennt noch den Einzelnen.
M: Gibt es noch etwas, dass Sie hier schön finden?
B: Die Menschen.

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A: Hi, ist das ein Kunstwerk?
M: Ja, ich beschäftige mich mit Schönheit, darf ich Sie fragen, was finden Sie an einer Stadt schön?
A: Ich mag es, mit dem Fahrrad unterwegs sein zu können, das Auto stehenzulassen, Fußgängerzonen, wo du dich hinsetzen und draußen einen Kaffee trinken kannst. Ich mag es, wenn die Stadt für den Menschen gemacht ist und du keine Angst haben musst, nicht heile über die Straße zu kommen, weil alle so schnell fahren und die Ampeln so kurz grün sind.
M: Das verstehe ich. Empfinden Sie Braunschweig als schön?
A: Ja. Etwas traurig bin ich, dass ich es nie vor dem Krieg sehen konnte. Wussten Sie, wie viel Fachwerk wir hier hatten? Die Stadt sah ganz anders aus! Wenn ich Fotos davon sehe, habe ich Sehnsucht nach etwas, was ich nie kennenlernen werde. Ich mag das Gefühl von Verbundenheit hier und die Mentalität. Und vor allem mag ich das Ringgleis gerne. Einen schönen Tag und viel Erfolg noch!





M: Ich möchte dich fragen, wie empfindest du Braunschweig, findest du es schön?
A: Ja, ich finde Braunschweig sehr schön. Es ist meine Heimat, ich bin hier aufgewachsen, habe hier alles erlebt. Ich gehe durch die Straßen und alles ist Erinnerung. Egal wo du in der Stadt bist, überall brauchst du nicht lange und du bist im Grünen. Letztes Jahr bin ich weggezogen, es war an der Zeit dafür, ich brauchte einen Tapetenwechsel.
M: Oh und denkst du seit deinem Wegzug anders über Braunschweig? Wo wohnst du jetzt?
A: Ich wohne jetzt im Ruhrpott und alles ist ganz anders. Es ist nicht klassisch „schön“, aber voller Leben, ich mag die Leute, ich mag die Entfernung zur Heimat. Manchmal muss man weggehen um irgendwann wiederkommen zu können. Ich mag die Lebendigkeit dort. So wie für Braunschweig werde ich trotzdem nirgendwo sonst empfinden.

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A: Hier gibt es sehr interessante Architektur, die Oker und ihr Verlauf sind auch sehr schön. Im Krieg ist viel zerstört worden, doch viele Strukturen haben überlebt und wurden beibehalten. Das zu sehen ist interessant! ... aber soziokulturell... ne! In kulturellen Dingen ist nicht viel los und es herrscht so wenig Energie.
M: Was ist noch gut in Braunschweig?
A: Lekeres Wasser!
M: Haha, ich stimme vollkommen zu.

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M: Das ist ein Kunstwerk.Ich spreche mit den Leuten über Schönheit und Natürlichkeiten. Darf ich Sie fragen, wie Sie über Braunschweig denken?
B: Ich denke Braunschweig wird immer künstlicher. Bei Schönheit an Menschen finde ich auch, es wird immer unnatürlicher. Brustvergrößerungen oder Haarverlängerungen zum Beispiel. Ich finde die Schönheit hat eine Begrenzung. Die natürliche Schönheit wird immer weniger werden, es ist alles so künstlich, deshalb finde ich es auch sehr interessant, dass die Haare grün sind. Das Natürliche bei den Menschen wird immer weniger. Ich zum Beispiel färbe meine Haare nicht und lasse sie so wachsen wie sie sind, aber viele Frauen in meinem Alter haben Probleme mit grauen Haaren. Die Kosmetikindustrie unterstützt das natürlich mit ihrer Werbung und sorgen dafür, dass die Frauen immer künstlicher werden.
B: Ich denke, Schönheit wird oft mit Mode verwechselt. Bzw. Mode definiert Schönheit und dadurch auch die Sichtweise auf die Dinge. Das sind solche Sachen die mir natürlich auf den Geist gehen. Für manche Leute ist es existenziell wichtig, dass sie sich abheben von der Masse. Mode wird ja auch oft dazu eingesetzt den eigenen Status zu zeigen und zu definieren.
A: Ich finde die Farbe der Haare so interessant, denn es is wieder ein künstlicher Akzent. Viel Erfolg weiterhin, schönes
Wochenende!

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M: Ich würde gerne wissen, sind Sie in Braunschweig zufrieden?
A: Ja, absolut. Ich liebe Braunschweig! Hier ist meine Heimat. Ich mag die Größe, es ist eine nicht so große Stadt, eher ein bisschen kleiner. Ich gehe ganz viel zu Fuß und fahre viel mit dem Fahrrad, ich habe kein Auto. Meine Arbeitsstelle ist direkt in der Stadt. Ich mag das Freizeitangebot, die Parks und dass es grün ist. Es gibt leckeres Essen, Braunschweig hat ganz viel zu bieten.
M: Was kann man für eine schöne Stadt machen?
A: Auf jeden Fall weniger Autos.






Innenliegende Wurzeln//


Städte können auf dem Reißbrett geplante und über Jahrhunderte hinweg gewachsene Gebilde sein. Fragil, sich befruchtend und eindämmend, weitläufig und identitätsstiftend. Assoziationen und Vorurteile prägen Selbst- und Fremdbilder und der Satz „Sag mir wo du herkommst und ich sage dir wer du bist“ kann als sehr aktuell wahrgenommen werden. Auf MIK NIMs Reise durch Städte in Niedersachsen, wie Braunschweig, Hannover und Wolfsburg, ebenso wie bei ihrem Aufenthalt in Bremen setzt sie sich mit Fragen bezüglich deren Schönheit auseinander. Mit den Gefühlen und Vorstellungen einer schönen und lebenswerten Stadt. Sind es die Gebäude, die Architektur oder Denkmäler, die eine Stadt schön machen? Sind es ihre Grünanlagen, die kulturellen Möglichkeiten, die Meilen die zum Schlemmen und Verweilen einladen? MIK stellte diese Fragen nicht nur Passant*innen, sondern setzte sich auf dem Spaziergang mit ihrer Skulptur auch selber mit ihnen auseinander.

Als schillerndes, aus der Menge hervorstechendes Individuum setzte sie einen bewussten Akzent zum Alltag, der häufig die Architektur und äußere Beschaffenheit einer Stadt verschluckt und in den Hintergrund treten lässt, sodass das geschäftige Treiben den Fokus erlangt und Automatismen das bewusste Sein und Erleben verschleiern. Die Eigenschaften der Häuser, die Tourist*innen womöglich staunen lässt und Charakteristika darstellen werden unsichtbar auf den täglichen Routen, die Verpflichtungen miteinander verbinden. Vielleicht ist das fehlende Gefühl von Schönheit für seinen eigenen Wohnort auch einer gewissen Form von Unaufmerksamkeit geschuldet. Was ich nicht wahrnehme, oder nicht mehr wahrnehme, das hat meine Aufmerksamkeit nicht, das kann ich nicht fühlen, das bringt mich nicht zum Staunen oder nachdenken. Natürlich können Städte oder Stadtteile auch als unschön wahrgenommen werden, schenkt man ihnen die ungeteilte Aufmerksamkeit. Manchmal ist es eine spontane Regung, einer Antipathie gleich, die rational nicht erklärbar scheint. Ebenso können Erinnerungen und auch Vorurteile eine Rolle spielen. Auch äußere Faktoren, wie das Wetter oder besondere Feierlichkeiten, die den Kontext unterschiedlich erleben lassen.

Lebensqualitäten einer Stadt werden seit geraumer Zeit in Studien und Untersuchungen erhoben. In Rankings reihen sich Orte ein und häufig finden sich über gewisse Zeiträume hinweg stets dieselben Kandidaten auf den vorderen Plätzen. Es gibt Rankings nach der prozentualen Flächengröße von Grünanlagen, Prädikate für kulturell reiches Leben, Infos zur Dichte von Kneipen und natürlich die Klassifizierung von bezahlbarem Wohnraum. Diese Faktoren wirken sich ganz unterschiedlich auf die Besuchenden und Bewohnenden aus. Familien, Alleinstehende, Rentner*innen, unsere bunte Gesellschaft, alle mit ihren ganz eigenen Bedürfnissen und Gewichtungen. Gibt es dennoch etwas Verbindendes, etwas Schönes, an einer Stadt?

An ihrer Stadt, die sie bewohnen, aus der sie stammen, in die sie mal ziehen möchten, die sie noch nie besucht hatten, in die sie immer mal wollten? Was weckt und stillt diese Emotionen und Bedürfnisse? Wie groß ist der Einfluss, den die Städte bewusst und aktiv ausüben können? Und welchen Einfluss spielen die Bewohner*innen, das Miteinander, das Verbindende und auch Trennende?

Die Lust sich in eine Gemeinschaft einzubringen und Teil dieser zu sein kann das Wohlgefühl enorm steigern. Finde ich schön, wo ich mich wohl fühle? Wie viel Natur soll Einzug in die Stadt halten, wie können das geschäftige Treiben und ruhige Flecken zum Regenerieren vereinbart werden? Gerade diese sind für die Gesundheit und auch für das Klima bedeutungsvoll.

Besonderes Interesse hegt MIK für die Stadt Wolfsburg, die in Rankings der „hässlichsten Städte Deutschlands“ weit vorne liegt, ebenso wie Salzgitter, ebenfalls eine Stadt in Niedersachsen. Beiden Städten ist gemein, dass sie aus vorher eigenständigen Dörfern zusammengelegt wurden. Ihre Identität, ihr Herz, liegt nicht bündig in einer Altstadt. Sie lassen sich nicht klar definieren und abgrenzen, werden geschichtlich nicht durch Mythen und Sagen geformt und getragen. Beide Städte unterliegen in ihrem Profil starken Einflüssen von großen und mächtigen Industriefirmen. In sie wird bewusst gependelt und sie werden Arbeitstag für Arbeitstag von eben diesen Pendler*innen auch bewusst wieder verlassen. Diesen industriellen Charakter beiseite zu schieben, den nicht klar definierten Stadtkern auszuklammern und die vermeintlich nicht schönen, jedoch liebenswerten Seiten dieser Städte zu erkennen, vielleicht kommt es genau darauf an. Vielleicht werden das Schubladendenken und Klassifizieren zum Stolperstein.

Die Formung von Städten hört niemals auf. Es geschieht von innen heraus, ebenso durch äußere Einflüsse und Unvorhergesehenes, wie Naturereignisse. Sich dem zu öffnen und bewusst wahrzunehmen ist sehr entscheidend. Kunst im städtischen, öffentlichen Raum kann diese Wahrnehmung schaffen und stärken. Sie kann das Bewusst werden, sowie das Bewusst sein, aktivieren und reflektieren. Sie kann unterstützen sich der eigenen Handlungsfähigkeit zu nähern, sodass eine Gemeinschaft aus eigenständigen Individuen wirken kann.

Die Frage nach Schönheit, nach der Attraktivität einer Stadt und dem was eigentlich das Gefühl von Heimat auslöst wird häufig im Unbewussten verhandelt. Nach Parametern, die individuell und zugleich kollektiv aus- und mitgetragen werden. Messbar ist dies nicht, auch hier spielt das subjektive Empfinden eine Rolle. Bereits in früheren Arbeiten wie „Eine Studie über eine abstrakte Aktion für Schönheit“ setzt sich MIK künstlerisch mit diesen Zugängen und Positio- nierungen auseinander. Woher kommt der Drang nach Veränderung und einer vermeintlichen Verbesserung und Aufwertung von Natürlichem?

Die Bäumerin konfrontiert, sorgt für Verwunderung und Interesse, für ein Aufgeweckt werden aus der Unbewusstheit. Ihre Form ist an einen Buchsbaum angelehnt, welchen der Mensch ganz nach seinem Geschmack gestaltet und sich der Natur überordnet. Sie lenkt durch ihre Präsenz die Aufmerksamkeit, bindet sie fast vollkommen und zerstreut die Routinen. Die Betrachtenden sind mit dem Begreifen beschäftigt, artikulieren dies in Fragen und Ausdrücken der Verwunderung. In den Gesprächen mit Passanten gibt es Grenzen, welche ausgelotet und auch verschoben werden. Im Grunde ist man sich während diesen kurzen Aufeinandertreffen fremd.

Sie verlaufen in unvorhergesehenen Bahnen, können empfindliche und sensible Themen streifen. Lebensgeschichten, die mit ihrer Umwelt verwoben und von ihnen geprägt sind werden der Bäumerin mitgeteilt. Ratschläge erteilt und von der Natur geschwärmt. Die Überlegungen zu artifizierter Natur, zu Gefaktem mit dem wir uns umgeben und teils auch betäuben machen deutlich, dass meist das als schön betitelt wurde, was am natürlichsten erscheint. Parks und Grünanlagen in Stadtgebieten sind auch vom Menschen geformt und domestiziert, die Unbewusstheit kann jedoch meist darüber hinwegtäuschen.

Das Thema Verwurzelt sein ist im Bezug zur Bäumerin von großer Relevanz. Sie selbst ist unterwegs und beschäftigt sich vielschichtig mit ihrem in Bewegung sein. Ist die Heimat und ein Gefühl von Verwurzelt sein, sei es örtlich, in Traditionen oder auch Gedankenmustern, dann etwas was im eigenen Inneren bewahrt und entdeckt werden kann? Ist das Erkennen dessen dann womöglich ein Akt, der als Erkennen von etwas „Schönem“ angesehen werden kann? Liegt in diesem äußeren festmachen wollen von Schönheit vielleicht ein Aufruf zu Selbsterkenntnis und zu eigener Handlungsfähigkeit genau dieses Innere nicht nur von außen ableiten, sondern in Symbiose dazu treten und als formende Wesen leben zu wollen? Die eigene Fremdheit und Entwurzelung von der Natur und des natürlichem wird greifbar. Wie können wir neben dem Dasein als Städtern und dem Leben in Systemen, die sich von der Natürlichkeit und Naturverbundenheit von einst weit entfernt haben, eine Verbindung zu unseren Wurzeln aufbauen und erhalten? Vielleicht liegt die Möglichkeit in der Erkenntnis, dass es kein entweder oder, sondern ein austarieren geben könnte. Wie das Bewegen von Bäumen, die sich bewusst sind, dass sie Wurzeln hatten, nun aber auf anderen Wegen existieren.



-Anna Mosemann








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