Die Flaschen


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Die Flaschen Digitalprint, 2018



Softdrinks, Biere und Säfte. Alles was man so in einem Kioskverwartet. Schön aufgereiht und durch Plakate angepriesen,vdie an der Wand des ehemaligen Kiosks aufgehängt sind.
Was gibt es wohltuenderes als ein kaltes, erfrischendes Getränkvnach einem langen, heißen Tag? Wobei die ausgelegtenvGetränke wohl eher nicht getrunken werden sollten. Das, was uns ein Lächeln auf die ausgetrockneten Lippen zaubert, ist eigentlich Spülmittel. Blaues, gelbes, oranges und durchsichtiges Spülmittel.
Die Serie „Spülen“ ist eine Fortsetzung von Arbeiten, die sich um Essen drehen. Während Min Kim in früheren Arbeiten die Spuren von Essensresten auf Tellern betrachtete, stehen die „Spülen“-Arbeiten in einem Gegensatz dazu. Durch das Spülen verlieren sich diese Spuren: Das Spülen als Auflösung von dem, was einst war. Rund 50 Flaschen Spülmittel hat die Künstlerin für ihre Arbeiten verwendet. Diese wurden gekippt, aufgestellt und malerisch genutzt. Die Linien, die man auf Oberflächen sehen kann verlaufen von gelb zu transparent.
Die Reste des Spülmittels hat die Künstlerin in gängige Getränkeflaschen gegossen, deren ursprünglicher Inhalt dem Spülmittel zuletzt in der Farbe ähnelt. Das Camouflage-Prinzip in Kims Arbeiten bedarf keiner Tarnkappe und keinem Muster. Die Künstlerin spielt mit den Routinen unserer Wahrnehmung. Fordernd und erwartend in einer kapitalistischen Welt des Überflusses macht man sich keine Gedanken über den Inhalt dessen, was wir zu uns nehmen. Zugegeben, Flaschen, in denen Spülmittel sind, ist in diesem Fall schon ein zugespitztes Beispiel. Aber kann jemand ganz genau sagen welche Zusatzstoffe und Ergänzungsmittel in den industriell-hergestellten Lebensmitteln stecken, die wir alle nur allzu gerne verzehren?
Besonders in Bezug auf eine Challenge im Internet, bei der es darum ging Tide Pods, also Waschmittelkapseln, zu essen, gewinnt Kims Arbeit an Ironie. Oberflächlich wie die Menschen nun mal sind, wird das Getränk in der Auslage (oder eben Waschmittelkapseln) nicht hinterfragt. Die Mimesis ist so unterschwellig, wie offensichtlich : „Was in der Flasche ist, wird ja wohl dem Label entsprechen.“

- Jonas Maaßberg




Die Ausstellung SPIN JOHN ist aus dem Projekt „Künstler in der Stadt“ in einer Kooperation der HBK Braunschweig (Prof. Dr. Thomas Becker) und Kunstverein Braunschweig e.V. (Nele Kaczmarek) hervorgegangen und wurde in dem ehemaligen Kiosk und den Toiletten am Augusttorwall 5 gezeigt.