Galerie von Schrödinger


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Meine Arbeit „Galerie von Schrödinger“ basiert auf Erwin Schrödingers berühmtem Gedankenexperiment aus der Physik von 1935, das einen wesentlichen Schwachpunkt der Kopenhagener Interpretation der Quantenmechanik in Bezug auf die physikalische Realität aufzeigen sollte.

Folgendes ist die Hypothese: Eine Katze wurde zusammen mit einem instabilen Atomkern, welcher potenziell zu strahlen beginnen und infolgedessen Giftgas freisetzen könnte, in eine Kiste eingeschlossen.
Ohne die Kiste zu öffnen kann jedoch nicht mit Sicherheit gesagt werden, wann oder ob dies geschehen wird. Es entsteht ein Paradox, da nach Schrödinger die Katze in einen Zustand der Überlagerung gerät, der es unmöglich macht zu sagen, ob diese tot oder lebendig ist.

Ich konzentriere mich in meiner Arbeit auf den „Überlagerungszustand“, den man nie kennt, bis man „beobachtet“.
Dieses Paradox übersetze ich in eine künstliche Galerie. Die Fotoarbeit sieht wie eine Ausstellungshalle aus. Aber die Ausstellung ist nicht echt, es ist eine 1,5 x 1,2 x 1,0 m große Miniaturgalerie, die auf drei verschiedene Arten zusammengebaut werden kann. In ihr habe ich einige Sachen installiert und dann Fotografien gemacht. Die Fotos wirken, als seien sie in einer realen Ausstellungshalle entstanden.
Ich habe die Fotos der „Ausstellung“ anschließend auf Instagram hochgeladen. Diese Ausstellung ist jedoch nur digital auf Instagram zu sehen. Aber trotzdem ist dieser Ausstellungsraum kein virtueller Raum, da er vom mir physisch gebaut wurde.
Diese Ausstellung fällt also in einen Zustand der Überlagerung, da sie existiert und gleichzeitig nicht existiert.
Diese Arbeit ist auch mit meiner aktuellen Lebenswirklichkeit und meinem Broterwerb verbunden. Indem ich die Ausstellungshalle fotografiert habe, habe ich als freiberufliche Fotografin gearbeitet.
Nach dem Dokumentieren bearbeite ich die Fotos in Photoshop. Durch diesen Prozess lösche ich Flecken an der Wand, stelle die Farbsättigung oder Helligkeit um und versuche die Fotos zu verbessern, damit sie im Internet schön aussehen.

In der Corona-Zeit habe ich viele virtuelle Ausstellungen gesehen. Und habe mich Folgendes gefragt:
Was können wir wirklich sehen, wenn wir nur das Bild auf dem Bildschirm betrachten?
Und kann man darauf vertrauen, dass diese Ausstellungen echt sind – oder doch nur gefakt?
Wenn man eine Ausstellung auch von zuhause aus anschauen kann, warum muss man eine Ausstellung überhaupt noch leibhaftig besuchen? Was bedeutet es, vor Ort die ausgestellten Arbeiten zu betrachten?
Aus dieser Arbeit ergaben sich viele Fragen, die mit der aktuellen Unsicherheit – hervorgerufen durch die rasante digitale Entwicklung – zusammenhängen.
Durch dieses Projekt habe ich angefangen, über Image, Bild und Wirklichkeit nachzudenken. Und darüber, wie nah „Wahrheit“ an „Sehen“ ist und wie kann man darauf vertrauen kann.