Noch immer ohne Titel – Trotzdem
︎EN
Daeguartfactory, Daegu, Südkorea
<We may be separated like islands, but>
10.12.2024 - 16.02.2025
Die in dieser Ausstellung präsentierten Werke sind Variationen der Arbeiten <Rebus> und <Überzeugungen sind nicht logisch>, die ich 2023 während eines Projekts in der deutschen Stadt Lübeck entwickelt habe. Der Hafen an der Mündung der Trave in Travemünde, unweit von Lübeck, diente seit jeher als bedeutendes Handelszentrum und trug zur Blüte Lübecks als Mittelpunkt der Hanse bei. Diese tiefe Verbindung zum Wasser ist ein wesentlicher Bestandteil der Identität und Geschichte Lübecks.
Im September 2023 verbrachte ich etwa fünf Wochen dort und entwickelte basierend auf meinen Erlebnissen eine wasserbezogene Ausstellung. Das Projekt begann ohne festen Titel <Bisher Ohne Titel> und wurde schließlich unter dem Namen <Rebus> präsentiert.
<Rebus> bezeichnet eine symbolische Darstellungsweise oder ein Rätsel, das durch Bilder, Zeichen, Buchstaben oder andere visuelle Elemente Wörter, Sätze oder Ausdrücke verbildlicht.
Während meines Aufenthalts in Lübeck erfuhr ich, dass Robert Schumann ein Musikstück namens <Rebus> komponierte, in dem er diese Technik anwandte. Schumann verbarg Botschaften, indem er Noten und Tonbuchstaben zu Worten umwandelte. Die deutsche Notenschrift (A, H, C, F usw.) formte in moderner Schreibweise den Satz: „Laß das Fade, faß das Echte“. Dies bedeutet sinngemäß: „Lass das Belanglose hinter dir, ergreife das Wahre.“
Wasser als Element stellt in der Geschichte und im Fluss der Zeit grundlegende Fragen: Wohin treiben wir, und was ist wahre „Essenz“ oder „Authentizität“? Die Ausstellung <Wir mögen wie Inseln getrennt sein> erforscht durch das Medium Wasser die Suche nach Authentizität und Wahrheit im historischen und zeitlichen Kontext, in dem wir uns befinden.
Lübeck ist auch für seine musikalische Tradition bekannt. Damals habe ich eine Aufführung des <Rebus>-Notenstücks auf der Orgel aufgenommen. Für die jetzige Installation habe ich diese Aufnahme mit koreanischem Pansori-Gesang, Wassertropfenklängen und anderen musikalischen Elementen kombiniert, um durch die Zusammenarbeit verschiedener Klangwelten das Thema Solidarität, das im Zentrum dieser Ausstellung steht, hervorzuheben.
<Noch immer ohne Titel – Trotzdem>
Brita-Wasserfilter, Wasser, Lebensmittelfarbe, 2024
Diese Arbeit erforscht die Ironie, in einer Welt voller unlogischer Situationen und diverser Beziehungen zusammenleben zu müssen. Ausgangspunkt war eine Episode mit G, den ich in Lübeck traf. Er machte ohne Zögern rassistische und sexistische Bemerkungen, brach Versprechen, schob die Schuld auf andere und fügte auf unerwartete Weise weitere Vorurteile und Ausflüchte hinzu. Das Gefühl von Unlogik und unbegründetem Glauben, das ich in diesen Gesprächen erlebte, inspirierte mich zu der Arbeit <Überzeugungen sind nicht logisch> (2023), in der ich dieses Konzept mit „Wasser, dessen Ursache und Wirkung völlig anders erscheinen“, darstellte. Dabei wurde durchsichtiges Wasser in einem Brita-Filter zu grünem Wasser verwandelt.
In der aktuellen Ausstellung mit dem Titel <Wir mögen wie Inseln getrennt sein> dachte ich über das Wort „Trotzdem“ nach. Trotz unterschiedlicher Gedanken, Glaubenssysteme und Ideologien befinden wir uns letztendlich alle „im selben Meer“. Aufbauend auf der früheren Arbeit <Glaube ist nicht logisch> kehre ich das Konzept um: Dieses Mal lasse ich grünes Wasser durch mehrere Filter eines Brita-Filtersystem laufen.
Die Arbeit verdeutlicht die Komplexität und die enge Vernetzung unserer Welt. Wasser formt unseren Körper, es zirkuliert und schafft Verbindungen zu anderen Wesen – selbst wenn diese unerwünscht sind. Ähnlich wie das Wasser, das viele Filter durchläuft, wissen wir oft nicht, welches Endergebnis herauskommt. Trotzdem sind wir, trotz unserer Unvollkommenheiten, dazu gezwungen, miteinander zu kommunizieren, uns zu verbinden und die vielschichtige Realität gemeinsam zu leben – G eingeschlossen.
Diese Arbeit versucht, das Potenzial zu erforschen, ob wir, wie Wasser, als flexible, zirkulierende Mittler von Beziehungen existieren können.